Praxis: Prof. Dr. med. Uwe Schütz

Degeneration des Zwischenwirbelraumes: Discogenes Schmerzsyndrom - Osteochondrosis vertebralis

Synonyme: Chronisches/akutes Schmerzsyndrom, degeneratives Schmerzsyndrom, Pseudoradikuläres Schmerzsyndrom, Osteochondrose der Wirbelsäule

Definition. Das discogene (von der Bandscheibe herrührende) Schmerzsyndrom ist definiert als ein lokaler Kreuz-/Rückenschmerz (mit möglicher pseudoradikulärer Ausstrahlung), welcher durch eine Degeneration/ Veränderung der Bandscheibe eines oder mehrerer Bewegungssegmente ausgelöst wird. Treten in den angrenzenden Wirbelkörpern strukturelle Veränderungen auf, spricht man von einer Osteochondrosis (inter-)vertebralis.

Epidemiologie. Ursächlich für chronischen tiefen Rückenschmerz ohne radikuläre Symptome wird mit 26 % bis 39 % die Degeneration des Zwischenwirbelraumes angegeben.

Symptomatik. Bei einem discogenen Lumbalsyndrom treten v.a. belastungsabhängige Kreuzschmerzen mit teilweiser Ausstrahlung ins Bein auf. Ein Ischiasschmerz, v.a. mit gleichzeitig vorliegendem neurologischem Defizit, spricht für eine Nervenwurzelkompression und gegen ein rein discogenes Lumbalsyndrom.

Diagnostik. Die körperliche Untersuchung allein sind nicht ausreichend für den Nachweis eines discogenen Lumbalsyndroms bzw. dafür, dass die Bandscheibe und die Veränderung in den angrenzenden Wirbelkörpern die primären Ursachen des Rückenschmerzes sind. In der MRT können Aussagen zur Bandscheibendegeneration gemacht werden, jedoch ist es schwierig zu beurteilen, ob eine Bandscheibendegeneration mit den Beschwerden in Zusammenhang steht. Es wird diskutiert, dass die Bandscheibe die wahrscheinliche Ursache eines discogenen Rückenschmerzes ist, wenn sich bei Patienten mit Kreuzschmerzen im MRT höhergradige Bandscheibendegenerationen zeigen.

Therapie.

Konservativ. Neben der initialen physikalischen und medikamentösen Therapie kommt - im Sinne der Prophylaxe – der Gewichtreduktion und der aktiven Stabilisierung der betroffenen Region u.a. durch Auftrainieren der Rumpf-Muskulatur eine wichtige Bedeutung zu.

Interventionell. Verschiedene interventionelle (minimalinvasive) Verfahren, u.a. epidurale oder intradiscale Injektionen sowie perkutane Nukleoplastie-Verfahren, sind in der Literatur beschrieben und möglicher Bestandteil der Therapie. Unklar bleibt ob neben einem möglichen kurzfristigen Effekt auch ein langfristiger positiver Effekt erzielt werden kann.

Operativ. Wenn die Beschwerden trotz einer suffizienten konservativen Therapie anhalten, ist die Indikation zur operativen Therapie zu überprüfen. Hierzu stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Welches Verfahren sinnvoll ist, muss individuell entschieden werden und ist weiterhin Gegenstand der aktuellen medizinischen Diskussion.